Zum Ausgang der sogenannten Regionalwahlen in Russland erklärt Manuel Sarrazin, Sprecher für Osteuropapolitik:
Die Regierungspartei von Wladimir Putin hat trotz der massiven Einschränkungen einer wirklichen freien Wahl und trotz zahlreicher Berichte über Wahlfälschungen eine herbe Niederlage einstecken müssen. Das starke Ergebnis für die vom Kreml gebilligte Systemopposition in Moskau, zu deren taktischen Wahl der Oppositionspolitiker Nawalny aufgerufen hatte, und die schwache Wahlbeteiligung zeigen, dass das System Putin in einer schweren Legitimationskrise gefangen ist. Das Vertrauen in seine Partei, aber auch in seine Person ist an einem Tiefpunkt angekommen. In den vergangenen Jahren konnte der Kremlchef vor allem mit der Annexion der Krim und seiner aggressiven Außenpolitik in der russischen Nachbarschaft über die sich verschlechternde Lebenssituation, wuchernde Korruption und Straflosigkeit im Staatsapparat hinwegtäuschen. Das ist vorbei. Auch vor diesem Hintergrund ist nicht damit zu rechnen, dass Putin bei der Suche nach einer Lösung des Donbass-Krieges kooperativ und kompromissbereit sein wird.
Das mutige Streben der russischen Zivilgesellschaft nach Veränderungen ist hingegen ungebrochen. Das zeigen nicht nur die Proteste auf der Straße, an denen sich seit Wochen trotz Gewalt und Verhaftungen viele Menschen beteiligen. Die Bundesregierung muss deutlich machen, dass sie konsequent an der Seite all derjenigen steht, die sich für ein demokratisches und friedliches Russland einsetzen.