Am 12. August 2013 haben Manuel Sarrazin und Anna Gallina, BundestagskandidatInnen der GRÜNEN in Hamburg, zu einem historischem Rundgang im Grindelviertel eingeladen.
Die Historikerin Sandra Wachtel begann ihren Rundgang mit einigen einleitenden Worten zum jüdischen Leben in Hamburg. Seit dem 16. Jahrhundert leben Jüdinnen und Juden in Hamburg. Während der Großteil der Jüdinnen und Juden zunächst in der Neustadt wohnte, zog es sie aus diesem damals sehr dicht besiedelten Gebiet in die Stadtteile beim Neuen Dammtor und ins Grindelviertel. Schwerpunkt des Rundgangs bildeten Einzelschicksale von Jüdinnen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden. Frau Wachtel berichtete über ihr Leben vor der nationalsozialistischen Verfolgung. In den 20er Jahren konzentrierte sich das jüdische Leben auf das Grindelviertel, in dem es jüdische Schulen, koschere Geschäfte und zwei größere Synagogen, die Neue Dammtorsynagoge (erbaut 1895) und die Bornplatzsynagoge (erbaut 1906), gab.
Frau Wachtel hob hervor, dass die jüdischen Hamburger/innen von Anfang an mit Antisemitismus in der nichtjüdischen Bevölkerung zu kämpfen hatten. Dieser Antisemitismus verschärfte sich radikal mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und führte zur Entrechtung, Verfolgung, Deportation und Ermordung vieler Jüdinnen und Juden. Die Deportationen von über 5.000 jüdischen Hamburger/innen u.a. nach Lodz (Ghetto Litzmannstadt) und in die Vernichtungslager in Osteuropa fanden oft vor den Augen und ohne den Widerstand der Bevölkerung in Hamburg statt. In einer Diskussion über die Erinnerungskultur in Hamburg waren sich die Teilnehmer/innen des Rundgangs einig, dass viele Denkmäler die Verantwortung der Hamburger/innen nicht stark genug hervorheben und im Grindelviertel trotz vieler positiver Projekte weiter und verstärkt an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus erinnert werden muss.
Schließlich zeigte Sandra Wachtel in ihrem Rundgang auch viele Orte aktueller jüdischen Kultur. So findet in den Synagogen in Hamburg, in der jüdischen Schule, in jüdischen Cafés und Kulturtreffs wieder jüdisches Leben statt.
Herzlichen Dank an Sandra Wachtel für einen sehr interessanten, nachdenklichen und spannenden Rundgang!