Wer schon dort gewesen war, sah die schönen Erinnerungen bestätigt, wer Krakau zum ersten Mal besuchte, war beeindruckt von Marktplatz, liebevoll eingerichteten Cafés und dem jüdischen Viertel Kazimierz. 11 Interessierte aus Harburg und Hamburg hatten das Angebot von Manuel und Jan angenommen, gemeinsam die Stadt an der oberen Weichsel im Süden Polens zu besuchen. Mit der Exkursion verbunden war ein Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau, etwa 80 Kilometer von Krakau entfernt.
Manuel hatte die Exkursion zum zweiten Mal angeboten, in diesem Jahr zusammen mit Jan Philipp Albrecht, Hamburger Abgeordneter der Grünen Fraktion im Europäischen Parlament.
Zur Stadtführung mit Manuel und einem Lauf durch die polnische Geschichte machte sich die Gruppe am Samstag auf den Weg. Startpunkt war das Denkmal der Schlacht bei Grunwald, das an den Sieg der Polnisch-Litauischen Union über den Deutschen Ritterorden im Jahr 1410 erinnert. Vorbei am Florianturm ging es über die Uliza Florianska weiter zur Marienkirche, einem der Wahrzeichen Krakaus. Die Marienkirche mit ihren zwei markanten, ungleich großen Türmen liegt direkt am Marktplatz, einem der größten Plätze Europas, auf dem die Tuchhallen fast zierlich wirken. Nach einem kurzen Besuch der Universität Krakau, der zweitältesten Universität Mitteleuropas, führte der Weg durch die Altstadt zum Wawel, der ehemaligen Residenz der polnischen Könige. In der Krönungskirche auf dem Wawel liegen die sterblichen Überreste polnischer Könige, Staatsmänner und Künstler. Frederic Chopin liegt dort ebenso begraben wie Wladyslaw Sikorski, während des Zweiten Weltkriegs Chef der polnischen Exilregierung, und Lech Kaczynski, der im Jahr 2010 bei einem Flugzeugabsturz beim russischen Smolensk ums Leben gekommene Präsident Polens.
Beim Besuch der KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau traf die Gruppe den stellvertretenden Direktor Andrzej Kacorzyk zum Gespräch über unterschiedliche Erinnerungskulturen und Arten des Gedenkens. Die erhaltenen Baracken, die Rampe, die Gaskammern, Tonnen von Koffern, Brillen, Schuhen, Haaren und persönlichen Habseligkeiten halten die Erinnerung an die Menschen wach, die die Nationalsozialisten im Vernichtungslager in der Nähe des Dorfes Oświęcim ermordet haben.
Jüdische Geschichte und jüdisches Leben in Krakau heute standen im Mittelpunkt des Rundgangs durch das jüdische Viertel Kazimierz am folgenden Tag. Stadtführerin Anna Kiesell führte die Gruppe durch das Viertel, in dem vor der Ernordung durch die Nationalsozialisten der größte Teil der insgesamt schätzungsweise 60.000 Krakauer Juden gelebt hatte. Nach Schätzungen leben in Krakau heute noch 4.000 Juden. In dem Viertel mit seinen vielen sanierten Häusern, dem Marktplatz und engen Gassen verbinden vier Synagogen, koschere Restaurants, Klezmer-Musik, Museen, Buchläden mit jüdischer Literatur und Literatur über jüdische Kultur und Geschichte, das jüdische Kulturzentrum und viele Kneipen und Cafés jüdische Geschichte mit jüdischem Leben heute.
Wer am Sonntag vor dem Weg nach Hause noch Zeit hatte, schlenderte durch die Gassen von Kazimierz, besuchte den Flohmarkt oder genoss den Spätsommertag in der Sonne vor einem der vielen gemütlichen Cafés.
Weitere Informationen:
- „Gedenken im Wandel“ – ein Artikel zu Erinnerungskultur im Wandel, erschienen in der Wochenzeitschrift “Aus Politik und Zeitgeschichte”.